Selbstkritisch – und Zeit für eine Revision der Stadtpolitik
Zunehmend ist das Umweltbewusstsein zu einer gesellschaftlichen Bewegung geworden. Die Sensibilität der Menschen zum nachhaltigen Klima- und Umweltschutz ist gestiegen und wird zunehmend eingefordert. Der Aufschrei über die letzte unnötige Baumfällaktion, die erfolgreich verhinderte Ansiedlung der Biomethangasanlage, die Normenkontrollklage in der Otto-Peschel und der erfolgreiche Widerstand gegen das Gewerbegebiet Wedelsforth, sind nur der Beginn einer Widerstandshaltung in der Bürgerschaft. Auch das Bürgerforum in Hemmoor hat in den vergangenen Ratsperioden immer wieder auf dieses veränderte Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich der Neuausrichtung der Werte in der Innenstadtentwicklung aufmerksam gemacht.
Selbstkritisch und nach vorne geschaut, werden wir uns auch als Bürgerforum offen den zukünftigen Herausforderungen einer Urbanisierung im Sinne der Ausbreitung von neuen Lebensweisen im ländlichen Raum stellen müssen. Eine reine Vergrößerung unserer Stadt, im Verständnis von Verstädterung, müssen wir den Rücken kehren. Wir dürfen gewachsene Wohnquartiere nicht durch überdimensionierte Bauten ihre Wohn- und Lebensqualität nehmen.
Betrachten wir die Auswirkungen der Pandemie auf den Bildungs- Kultur- und Arbeitssektor, dann sollten wir hier auch in unserem kleinen Mittelzentrum noch mehr Schwung entwickeln. Der Ausbau des Glasfasernetzes muss unsere Haushalte, Arbeitswelt, Schulen und Kitas absolut und im vollen Umfang digitalisieren. Wir müssen diese neue Alltagskultur stärker und grundlegender als Maßstab der Zukunft in die Überlegungen unserer Stadtpolitik setzen. Es muss uns gelingen, dass wir im Rat eine gemeinsame politische Herausforderung in Zukunftsverantwortung entwickeln, die Kreativität und eine WIR – Kultur entstehen lassen. Die Politik braucht mehr denn je die Resonanz aus der Einwohnerschaft, denn dann würde die Stadtentwicklungspolitik konkreter die vielen unterschiedlichen Lebensbereiche der Bürgerinnen und Bürger im Sinne einer identitätsstiftenden Stadtraumentwicklung erreichen und Hand in Hand gehen. Nachhaltig und gerade nach der Pandemie wird es allerdings nur, wenn die Einwohner in unserer Stadt auch weiterhin ihre gewohnten Aufenthaltsräume direkt erreichen und erleben können.
Viele Bürgerinnen und Bürger sagen es schon laut, „Verrennt euch nicht, denn die Gefahr dafür ist groß, denn nur das Bauen in den Vordergrund zu stellen und nicht die damit verbundenen Wechselwirkungen auf das konkrete, qualitative Leben der Menschen hier vor Ort zu berücksichtigen, solltet ihr hinter euch lassen“. Transparente Planung und neutrale Moderation von Interessenkonflikten ist Grundvoraussetzung einer respektierten Stadtplanung und Entwicklung. Wenn unsere Kleinstadt Hemmoor ein Zukunftsort für eine progressive Provinz werden soll und die Jugend eine Zukunft darin finden soll, dann sollten wir die Trendwende nach Corona wahrnehmen und mit Lust , Kreativität und Tatkraft angehen. Das Zeug dazu hat unsere Stadt und unsere Politik. Verstärken wir unsere Initiativen der Beteiligung um Netzwerke für alle städtischen Bereiche aufzubauen. Auch wenn es noch so kleine z.B. Kulturinitiativen sind, sie sind in Wirklichkeit die leuchtenden Brillis für einen ländlichen Zukunftsraum, der in einer globalisierten Wirklichkeit der Menschen die Zwischenmenschlichen Verbindungen hält. Nehmen wir uns Zeit für eine Diskussion zur Revision unserer stadtpolitischen Inhalte und Perspektiven. Das Bürgerforum würde sich freuen Menschen zu gewinnen, die mitmachen wollen an diesem Diskurs.