Die kleine Schule gehört zur Bildungsvorsorge im ländlichen Raum!
Es gibt Themen, die gehen nur gemeinsam, trotz oder wegen des Zukunftsvertrages. Schulentwicklungsplanung nicht auf die lange Bank schieben. Oberndorf trifft schon die erste Schließung. Zur Zeit sind wir in unserer Samtgemeinde noch gut aufgestellt mit der Vielfältigkeit unseres Schulangebotes.
4Kindertagesstätten/Krippen, 1 Sprachheilkindergarten, 4 Grundschulen, 1Oberschule, 1Gymnasium und 1Förderschule, 1Volkshochschule, Werkstätten für Behinderte Menschen mit Berufsschulunterrichtsangeboten und 1Berufsbildende Schule in Cadenberge. Dieses alles im Umkreis von 12Km. Bei landesdurchschnittlicher Abnahme der Schülerzahlen, die auch bei uns im Verhältnis zum demografischen Faktor gesehen werden müssen, wird natürlich bei ernsthafter Betrachtung der Zahlen zu Überlegungen führen müssen.
Die Kommunalpolitik in Hemmoor fast dieses Thema der Grundschulstandortsicherung im Moment nicht an. Warum nicht, obwohl doch auch bei uns vorsorgliche Zukunftsplanung zum politischen Geschäft gehören muß. Eine gesicherte Zukunftsprognose wird die Verwaltung nicht geben können, aber offen angehen könnte sie das schon. Die Politik muß aber bewerten und auch Vorschläge über die Zukunftsentwicklung machen. Als bekannter Grundsatz sollte gelten: In der Krise wird kurzfristig gehandelt, in der Stabilität wird die Zukunft geplant. Wir könnten jetzt das Thema in Ruhe und inhaltlich angehen, ein Zukunftsbild unseres Bildungsnetzwerkes Hemmoor mit allen Beteiligten entwickeln.
Aus den politischen Hintergrundgesprächen hört man denn jedoch auch, dass die momentane politische Situation dieses sensible Thema , wie auch das Thema der Anzahl der Feuwerwehren in unserer Samtgemeinde, bis zur Neuwahl des Samtgemeindebürgermeisters nicht unbedingt zulassen will. Denn dieses Thema ist mit Recht hoch emotional und geht ans „Eingemachte“, verlangt eindeutige Position. Also….TABU?
Für das Bürgerforum stehen dagegen inhaltliche Aspekte im Vordergrund. Grundsätzlich haben wir dafür Sorge zutragen, dass Kinder unserer Region eine Chancengerechtigkeit an Bildungsmöglichkeiten vorfinden, die nicht vom Geldbeutel der Eltern, sondern von den für alle Schüler geltenden Angeboten bestimmt wird und die sich ständig an den gültigen Qualitätstandarts messen lassen müssen.
Mit der Schließung kleiner Schulen wird eine Chance der Entwicklung innovativer, schülerzentrierter Schulkonzepte vertan. Mit dem Verlust eines Schulstandortes verliert manche Gemeinde oder mancher Stadtteil ihre letzte staatlich ausfinanzierte soziale Institution und somit den Kristilisationskern des gemeindlichen (stadtteilgemeindlichen) Lebens.
Die moderne Grundschule soll spezifische Problemlagen von Kindern auffangen und auf dem Feld der Schulsozialarbeit professionell arbeiten können. Eine Öffnung der Schulbezirke würde auch keine Garantie für den Fortbestand der Schulstandorte darstellen, sondern birgt die Gefahr, dass die Schulen untereinander Schüler „abziehen“ und örtliche Egoismen dominieren. Eine Art Kanibalisierung der Bildungsangebote wäre die Folge. Die kleinen Gemeinden hätten absolut das Nachsehen. Zur Schulentwicklung gehört auch die qualitativ gute Ausstattung der angegliederten Sportstätten, die ja in der Regel eine gemeinschaftliche Nutzung mit den örtlichen Sportvereinen ermöglicht.(Letzte Schulausschusssitzung deutete schon die Auseinandersetzung an)
Kleine Schulen müssen aus unserer Sicht als Lösungsmodell und Chance erarbeitet werden. Das Bürgerforum hat daher auch folgenden bildungspolitischen Grundsatz zur Wahlaussage 2011 gemacht: Die Chancengleichheit für unsere Kinder, im Sinne gleichwertiger, wohnortunabhängiger Zugangsmöglichkeiten, muss oberstes bildungspolitisches Ziel in der Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung unserer Samtgemeinde Hemmoor sein.
Das Bürgerforum wird daher z.B. folgende Kriterien diskutieren, die über den Erhalt und Schließung von Schulstandorten Berücksichtigung finden müssen:
- Schülereinzugsgebiete
- Spezifische Bedeutung des Standorts Schule für die Gemeinde (zentraler Ort des Gemeindelebens)
- Besonderheiten des schulischen Konzepts (Profilbildung)
- Schülerzahl
- Mögliche Kooperationen zwischen Kitas und Schulen
- Finanzierbarkeit
- Schulentwicklungsplanung als permanentes Verfahren der Verwaltung und Fachausschüsse
- Betroffenen Grundschulen auf breiter Ebene mit allen beteiligten Akteuren (Verwaltung, Politik, Lehrer, Eltern etc.) beteiligen und nach individuellen Lösungen suchen
- Inklusion als permanente Entwicklungsaufgabe
Die Landtagswahl ist entschieden. Das Nds.Kultusministerium wird GRÜN . Nimmt man deren Aussagen, könnte man hoffen …Hier ein Auszug aus der Programmatik der GRÜNEN zum selben Thema:
Bündnis 90 DIE GRÜNEN : „Schulstandorte erhalten:
Orientiert sich Politik an rein quantitativen Vorgaben wie der Klassengröße, bedeutet das vielerorts zwangsläufig Schulschließungen und oft zu lange Schulwege. Hier muss das Prinzip „kurze Beine, kurze Wege“ umgesetzt werden. Allerdings muss die Qualität weiterhin gewährleistet sein. Wir wollen das Angebot dadurch flächendeckend sichern, dass Kinder jahrgangsübergreifend und länger gemeinsam lernen. Durch Unterrichtsangebote, die die gegliederten Schulformen übergreifen, können nach Prognosen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) viele Schulstandorte erhalten bleiben. Die so genannte Demografie-Rendite, also die finanziellen Mittel, die durch sinkende Schülerzahlen frei werden, soll weitgehend im System belassen und in die Qualität investiert werden. Außerdem brauchen wir ein flächendeckendes Angebot gebundener Ganztagsschulen, die als selbstständige Einrichtungen mit einem Personalmix aus LehrerInnen, PädagogInnen, HandwerkerInnen, KünstlerInnen etc. ganztägiges Lernen und individuelle Förderung leisten.“